Jacqueline's
Modellbauseiten: North American F-82G Twin Mustang 46-390 / "Mid Night Sinner" (Bausatz: Modelcraft) |
Die Twin Mustang war wohl eines der skurrilsten Fluggeräte der Luftfahrtgeschichte - aber immerhin eines, das tatsächlich funktioniert hat!
Die Projektidee entstand ursprünglich aus den Problemen, die 1944 im Pazifikkrieg bei der Begleitung von B-29-Bomberverbänden auftraten. Die dafür verwendeten P-51D und später auch P-47N waren zwar hervorragende Begleitschutzjäger, aber die gerieten angesichts der riesigen Einsatzdistanzen oft an die Grenzen ihrer Reichweiten - und zwangsläufig auch an die Grenzen der Piloten, denen Flugzeiten von bis zu neun Stunden arg zusetzten. Es wurde daher nach einem Jagdflugzeug gesucht, das zur Erhöhung der Flugsicherheit nicht nur über zwei sich ablösende Piloten verfügen, sondern auch zweimotorig ausgelegt sein sollte.
North American ging die Aufgabenstellung - wahrscheinlich aus Zeitgründen - so an, dass sie ihren bewährten Langstreckenjäger P-51 Mustang als Basis nahm. Allerdings täuscht der Eindruck, man hätte einfach zwei P-51-Rümpfe zusammengepappt: Abgesehen von gewissen von der P-51H übernommenen Elementen handelte es sich doch um eine völlige Neukonstruktion.
Der Erstflug des Prototyps XP-82 erfolgte am 15. April 1945. Ein schon Monate zuvor erteilter Auftrag für 500 Stück der ersten Serienversion P-82B wurde dann allerdings aufgrund des Kriegsendes im August 1945 auf 20 Stück zusammengestrichen. |
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XP-82 |
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Am 27. Februar 1947 flog eine P-82B namens "Betty Jo" in 14 Stunden und 32 Minuten ohne Zwischenlandung oder Luftbetankung (letztere war damals sowieso noch nicht so richtig "erfunden") von Hawaii nach New York. Ein Langstreckenrekord, der bis heute von keinem Jagdflugzeug übertroffen werden konnte. |
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"Betty Jo" |
Mit der F-82E verfügte die USAF ab 1948 (der Typenindex für Jäger war inzwischen von "P" auf "F" geändert worden) über einen Langstreckenjäger, welcher die B-29, B-36 und B-50 bei Angriffen auf Ziele in der Sowjetunion hätte begleiten können. Etwas, das zum Glück nie unter Beweis gestellt werden musste... |
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F-82E |
Parallel zur Entwicklung als Begleitjäger wurde schon früh damit begonnen, die F-82 mit den Versionen F, G und H als mit Radar ausgerüstete Nacht- bzw. Allwetterjäger einzuführen. Diese Maschinen wurden im Gegensatz zu den Vorgängermodellen nur noch von einem Piloten geflogen, während im rechten Rumpf ein Radar-Beobachter sass.
Eigentlich war die F-82 bereits am Ende ihrer Dienstzeit angelangt, als einige von ihnen zu Beginn des Korea-Konfliktes im Juni 1950 mehrere nordkoreanische Gegner abschiessen konnten. Ihr Einsatz dort war allerdings nur kurz, da ab 1951 Jets vom Typ Lockheed F-94 Starfire als Allwetterjäger zur Verfügung standen.
Die oben als Modell gezeigte "Mid Night Sinner" ist auf diesem Bild als dritte Maschine in der Formation zu sehen. |
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1953 war dann endgültig Schluss mit lustig: Diese abgekämpfte, in Alaska fotografierte F-82F war vermutlich die letzte Twin Mustang im Inventar der USAF. |
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Von den insgesamt 272 produzierten F-82 hat nur eine Handvoll die Verschrottungsaktionen der 1950er überlebt; während die meisten als Museumsstücke vor sich hin stauben, gibt es seit Januar 2019 endlich wieder eine flugfähige Twin Mustang, nämlich die XP-82 44-83887. |
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F-82E auf der Lackland AFB bei San Antonio, Texas, im Oktober 1990 (Foto Jacqueline Fischer) |
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Artikel Flugzeug Classic November 2019
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